Durch die Medien haben wir erfahren, dass Ihr türkischer Amtskollege, Recep Tayip Erdoğan, zu Gesprächen nach Deutschland kommen wird. Unser Dachverband KOMKAR e.V. ist ein in Deutschland und Europa von kurdisch-stämmigen Deutschen und Europäern gegründeter interreligiöser Dachverband. KOMKAR e.V. beschäftigt sich insbesondere mit Fragen rund um die Themen Integration, Migration, Menschenrechte sowie der politischen Lage in der Türkei und Mittelnahost.
Anlässlich des Besuches des türkischen Präsidenten, Recep Tayip Erdoğan, in Deutschland, möchten wir, auch im Namen der 1,5 Millionen Kurdinnen und Kurden in Deutschland, auf die Situation der Kurden in der Türkei und im benachbarten Ausland hinweisen.
Der Staatsbesuch des türkischen Präsidenten findet in einer Zeit statt, in der die Türkei einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Westkurdistan – Rojava führt. Fast täglich bombardiert die Türkei mithilfe von Drohnen, Haubitzen und Kampfflugzeugen unter anderem auch die zivile Infrastruktur. Zu den Zielen gehören Wasserwerke, Ölraffinerien, Umspannwerke und Krankenhäuser. Diese Aggression rechtfertigt der türkische Präsident mit dem Recht auf Selbstverteidigung und attackiert die kurdische Zivilbevölkerung auch außerhalb seiner Staatsgrenzen.
Auch innerhalb der türkischen Grenzen ist die Lage der kurdischen Bevölkerung angespannt. So werden unter einem allgemeinen Terrorvorwurf willkürlich Verhaftungen vorgenommen und elementare Rechte beschnitten.
KOMKAR e.V. setzt sich seit seiner Gründung für eine friedliche und demokratische Lösung dieses Konflikts ein. Wir lehnen den bewaffneten Kampf ab und fordern die Berücksichtigung der Rechte des kurdischen Volkes. In diesem Sinne fordern wir:
• Die sofortige Beendigung der Militäroffensive gegen die kurdische Zivilbevölkerung und der Bombenangriffe gegen Westkurdistan-Rojava sowie die autonome Region in Südkurdistan, Irak.
• Anerkennung der Kurden als eigenständige Volksgruppe.
Darüber hinaus fordern wir:
• Beendigung der Einflussnahme durch Ditib, UETD und ATİB in Deutschland
• Kündigung des Flüchtlingsdeals. Erdogan ist ein Teil des Problems der Flüchtlingswelle. Flüchtlinge aus der Türkei belegen aktuell den 2. Platz in Deutschland bei Asylanträgen.
Wie die Vergangenheit gezeigt hat, wird das Leiden der Menschen in der Türkei und in Kurdistan weitergehen, wenn es keinen internationalen Druck hinzu einer friedlichen Lösung gibt. Das kurdische Volk hat sich stets bemüht, die kurdische Frage durch einen friedlichen Dialog zu lösen. Internationale Unterstützung und Anstrengungen sind notwendig, um weiteres Leid zu verhindern, um diejenigen zu trösten, die Verluste erlitten haben, um die Wunden derer zu heilen, die versuchen, ihr Leben wieder aufzubauen, und um ein friedliches Umfeld zu schaffen.
KOMKAR e.V. ist überzeugt, dass die Schritte, die diesbezüglich getan werden, der Schlüssel zur friedlichen Lösung der Kurdenproblematik sind und den Weg zum Frieden öffnen werden.
16-11.2023
Bundesvorstand KOMKAR